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Arbeitsausbeutung in Österreich

 

Wenn man das Wort „Arbeitsausbeutung“ hört, denkt man vielleicht an Textilfabriken in Bangladesch oder Bauarbeiten in Dubai, doch die Arbeitsausbeutung ist nicht so weit weg wie man es sich unter Umständen vorstellt. Auch in Österreich passiert es jeden Tag. Die Betroffenen sind für die Gesellschaft unsichtbar, weil sie kaum am öffentlichen Leben teilnehmen können. Da wir in der letzten Zeit einige Beiträge zur Zwangsprostitution  geschrieben haben, widmen wir uns in diesem Artikel nun anderen Formen der Arbeitsausbeutung in Österreich.

 

Bereiche der Arbeitsausbeutung in Österreich

 

Pflege und Betreuung

Vermittelt werden die betroffenen Arbeitskräfte oft über Agenturen in ihren osteuropäischen Heimatländern. Sie werden mit den verhältnismäßig hohen Löhnen nach Österreich gelockt. Neben einer hohen Vermittlungsgebühr für die PflegerInnen wird jedoch ein beachtlicher Betrag des Lohnes für Unterbringung und Versorgung abgezogen.

 

Die Familien der Gepflegten bezahlen also eventuell offiziell Lohn auf dem Mindestniveau, es kommt aber viel weniger bei den Pfleger*innen an. Vor allem die 24h-Betreuung wird immer wieder stark im Zusammenhang mii Arbeitsausbeutung diskutiert.

 

 

Landwirtschaft

Der Stundenlohn in der Landwirtschaft ist laut Kollektivvertrag streng geregelt. Um keine Mindestlöhne und Sozialabgaben zahlen zu müssen, werden einige Betroffene gar nicht erst angemeldet und arbeiten „schwarz“. Erfreulich scheint, dass die Anzahl an nicht angemeldeten Beschäftigten in der Landwirtschaft seit Jahren rückläufig ist. Die Ausbeuter*innen haben jedoch eine neue Masche. Da bei einer geringfügigen Beschäftigung keine Anmeldung bei der Sozialversicherung für EU-Bürger nötig ist, blüht die Scheinteilzeit. Das bedeutet: gleiche Arbeit mit deutlich weniger Gehalt. So sind auch Pensionsansprüche deutlich geringer. Ältere ArbeiterInnen können es sich schlichtweg nicht leisten in Pension zu gehen und müssen in diesem ausbeuterischen System bis ins hohe Alter weiterarbeiten. Durch die Coronakrise wurden die Missstände in der Landwirtschaft in den Medien aufgegriffen. Vor allem die Unterkünfte wurden für die breite Bevölkerung sichtbar gemacht. Trotz gesetzlicher Vorgaben entsprechen diese oft nicht den grundlegenden Anforderungen.

 

Weitere Branchen mit hohem Anteil an Arbeitsausbeutung in Österreich

Es gibt noch andere Branchen , in denen immer wieder Fälle von Arbeitsausbeutung bekannt werden. Betroffen sind vor allem Jobs , die eine geringe Ausbildung erfordern und sehr arbeitsintensiv sind. Dazu gehören Hilfstätigkeiten in der Gastronomie, die Braubranche und Reinigungsbranche. Möglich gemacht wird dies über SubunternehmerInnen oder Vermittlungsagenturen. So profitieren davon auch große Firmen und Privathaushalte von der Ausbeutung, ohne sich selbst der Gefahr von rechtlichen Konsequenzen auszusetzen. Das starke Lohngefälle zwischen Österreich und Rumänien oder Ungarn wird allmählich flacher. Die Rekrutierung wird immer weiter nach Osten verschoben, sodass es möglich bleibt diese geringen Löhne zu zahlen.

Herausforderungen bei der Bekämpfung

 

Bei der Bekämpfung von Arbeitsausbeutung ergeben sich spezielle Herausforderungen . Vor allem braucht es Erfahrung und juristische Expertise entsprechende Fälle zu erkennen. Durch SubunternehmerInnen ist die Struktur meist (absichtlich) sehr undurchsichtig. Internationale polizeiliche Ermittlungen finden nur sehr selten statt. Betroffene kennen ihre Rechte in der Regel nicht. Sie kennen keinen Mindestlohn oder das Arbeitsschutzgesetz. Obwohl sie meist nicht „wirklich eingesperrt“ sind, gibt es vor allem auf dem Land ohne Transportmöglichkeiten kaum eine Chance selbstständig entsprechende Informationen einzuholen. Vor allem an Personen im Privathaushalt wie der Pflege ist es schwierig heranzukommen. Oftmals ist der Arbeitgeber die einzige Kontaktperson. Die Betroffenen leiden sehr unter ihrer Situation. Meist nehmen sie die Jobs in Mitteleuropa an, um Geld zu sparen, oder es ihren Familien zu schicken. Zu groß ist oft die Scham, das Arbeitsverhältnis zu beenden oder um Hilfe zu bitten, falls dies überhaupt möglich ist. Fehlende Deutschkenntnisse erschweren die Situation zusätzlich.

 

HOPE FOR THE FUTURE betreut auch Trainees die der Arbeitsausbeutung entkommen sind. Die Betroffenen können bei uns Deutsch lernen und bekommen Informationen zu ihren Rechten. Außerdem helfen wir bei der Suche einer fair bezahlten Arbeit. Wir leisten so eine gute Prävention vor einem erneuten Zwangsverhältnis. Sie können uns auf vielfältige Weise dabei helfen  auch in Zukunft in diesem Bereich aktiv zu sein!



HOPE FOR THE FUTURE | Verein zur Förderung von Personen, die von Menschenhandel bzw. Prostitution betroffen sind

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