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Kinderhandel – Das Kind als Ware

 

 

Der Handel mit Kindern ist ein großes Gesellschaftsproblem, dem zu wenig Aufmerksamkeit zukommt. Immer wieder werden Kinder wie Ware behandelt und einfach verkauft. Von Kinderhändlern werden sie dann in andere Länder gebracht und auf vielfältigste Weise ausgebeutet.

 

Kinder müssen unter unwürdigsten Bedingungen arbeiten und haben keinerlei Rechte. Zusätzlich leiden sie auch noch unter Gewalt und Missbrauch vonseiten der Kinderhändler. Um diesem Problem zu begegnen ist es notwendig Opfer von Kinderhandel zu erkennen und ihnen aktiv zu helfen.

 

Was versteht man genau unter Kinderhandel und wie kann es überhaupt dazu kommen?

Laut Schätzungen von UNICEF werden jedes Jahr ca. 1,2 Millionen Kinder Opfer von Menschenhandel, sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern. Kinderhandel  innerhalb eines Landes kommt in jedem zweiten europäischen Land vor. Als Transit- und Zielland gehört auch Österreich zu den Ländern in denen mit Kindern, aber auch Frauen, häufig gehandelt wird.

 

Laut UN-Menschenhandelsprotokoll versteht man unter Kinder- und Menschenhandel: „Die Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen (…) zum Zweck der Ausbeutung.“ Diese juristische Definition wurde auch von Österreich in die nationale Gesetzgebung übernommen. Als Kinder gelten alle Mädchen und Jungen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr.

 

Leider werden viele Kinder weltweit auf unterschiedlichste Arten ausgebeutet: So kann es auch dazu kommen, dass plötzlich Kinder im kriminellen Bereich in Erscheinung treten, um unauffällig Drogen zu verkaufen oder zu stehlen. Auch im Bereich der Bettelei werden Kinder immer wieder ausgenutzt. Außerdem werden sie auch des Öfteren als billige Arbeitskräfte missbraucht. Meist geschieht dies in Arbeitsbereichen, wie im Haushalt, auf der Baustelle, in Tourismus oder Landwirtschaft. Andererseits können die Kinder auch in Bereichen der Prostitution oder Pornografie ausgebeutet werden. Leider wird ein Großteil der Mädchen in der Pubertät bereits sexuell missbraucht. Generell sollte man in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass jede Form der Ausbeutung auch mit sexuellem Missbrauch enden kann und auch Jungen dieser Gefahr ausgesetzt sind.

 

Meist geschieht der Handel mit Kindern durch Anwendung / Androhung von Gewalt oder andere Arten der Nötigung, wie Betrug, Täuschung oder das Ausnutzen besonderer Hilfslosigkeit. Bei Kindern allerdings ist es nicht notwendig ein Druckmittel zu benutzen, damit das Delikt unter Menschenhandel fällt. Prinzipiell ist es irrelevant, ob das Kind zugestimmt hat. In vielen Fällen kaufen die Kinderhändler den Eltern die Kinder einfach ab und nehmen sie mit in ein anderes Land. Häufig beginnt der Handel des Kindes auch mit dem Wunsch nach einer besseren Zukunft oder der Flucht vor Gewalt aus dem eigenen Zuhause.

 

Wie kann man Kinder erkennen, die von Menschenhandel betroffen sind? Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen

 

Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen

 

Kinder arbeiten unter äußerst auffälligen Arbeitsbedingungen. Viele müssen rund um die Uhr in einem Haushalt oder ähnliches arbeiten oder immer wieder Überstunden machen. Natürlich bekommen die Kinder unter diesen Umständen auch keine Sozialversicherung und können dementsprechend nicht kostenlos einen Arzt aufsuchen. Auch der Ort, an dem die Kinder tätig sind, kann variieren, um nicht aufzufallen. Zudem weiß das Kind entweder nicht wo es arbeitet oder es lebt sowieso am Arbeitsplatz. Außerdem muss das Kind jeden Tag einen Mindestbetrag an Gehalt verdienen, von dem wiederum ein großer Anteil an andere Personen verteilt wird. Aber bevor sie ein geringes Einkommen erhalten, müssen die Kinder ihre Schulden, für Reisekosten oder ähnliches abzahlen.

 

 

Dubioses soziales Umfeld

 

Meist wird im sozialen Umfeld des Kindes erkennbar, dass es in seiner Bewegungsfreiheit klar eingeschränkt wird. Auch das Verhalten des Kindes zeigt ein Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Personen. Diese anderen Personen haben zudem häufig bereits vorhandene Vorstrafen. Auffällig ist zudem auch, wenn die Kinder in Begleitung der anderen Personen, bei Berührung zusammenzucken oder ähnliche ängstliche Verhaltensweisen an den Tag legen. Die Website gewalt.info vom Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend bietet eine übersichtliche Checkliste, um Opfer von Kinderhandel zu erkennen.

 

 

Kind: Eingeschüchtertes oder aggressives Verhalten

 

In vielen Fällen wirken Opfer, die von Kinderhandel betroffen sind, sehr eingeschüchtert und wenig kommunikativ. Daher denken Fremde häufig, dass sie nicht kooperativ sind. Manche Fälle können auch aggressives Verhalten an den Tag legen. Man sollte dieses Verhalten allerdings immer unter dem Aspekt betrachten, dass die Kinder bereits über längeren Zeitraum vom Kinderhändler eingeschüchtert  und eventuell missbraucht wurden. Gewalt oder ständigen Bedrohungen ausgesetzt zu sein, kann das Sozialverhalten komplett destabilisieren. Leider bekommt man häufig wenig Informationen von Kindern, die bereits sexuell missbraucht worden sind. Sowohl Angst und Scham wie auch Sprachprobleme sind häufige Gründe, die die Opfer von Kinderhandel am Sprechen hindern. Es kommt öfters vor, dass die Geschichten der Kinder nicht ganz stimmig wirken oder nicht ganz realistisch. Um diese Probleme zu vermeiden, spielen ausreichend qualifizierte Übersetzer eine wichtige Rolle bei der Vermittlung.

 

 

Keine Eltern als Aufsichtsperson

 

Schon bei der Einreise in ein Zielland fallen Kinderhändler zum Teil auf, da das Kind beispielsweise mit Personen reist, die keine elterlichen Pflichten besitzen und nur über ein schriftliches, notariell beglaubigtes Zertifikat verfügen, dass sie berechtigten soll, die Kinder mit ins Ausland zu nehmen. Dieses Zertifikat ist aber keine Obsorgeerklärung der Eltern, sondern dient nur dem Einverständnis für die Reise mit Fremden.

 

Was kann man tun, um Kinderhandel zu beenden?

 

Damit Kinder geschützt werden können, müssen Regierungen internationale gesetzliche Normen umsetzen, die alle Formen von Ausbeutung inkludieren. Um Kinderhandel wirklich stoppen zu können ist es notwendig, dass Länder auf internationaler, nationaler und regionaler Basis zusammenarbeiten und sich mit Ursachen, wie Armut, Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung, auseinandersetzen. Leider wird Kinderhandel und der Missbrauch von Kindern immer wieder vorkommen, solange man nicht über die Problematik spricht.

 

 

Leider kommt es viel zu oft vor, dass betroffene Opfer von Kinderhandel selbst wie Täter behandelt werden und sie einfach verhaftet und eingesperrt werden. Kindern muss aber Zugang zu Sozialleistungen, Ausbildung und Gesundheitsservices gestattet werden, unabhängig von deren legalen / illegalen Aufenthaltsstatus. Die angebotenen Leistungen gehen von Bereitstellung eines Vormundes für das Opfer bis hin zu Zentren, die missbrauchten und ausgebeuteten Kindern helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Auch der Verein HOPE FOR THE FUTURE  bietet eine Anlaufstelle für Opfer von Menschenhandel und hilft Betroffenen aus dem grausamen Milieu auszusteigen und einen neuen Lebensweg zu beginnen.

 

 

Die Kinderrechtskonvention von 1989 verpflichtet die Vertragsstaaten dazu geeignete Maßnahmen zu treffen, um den Kauf und Handel von Kindern zu stoppen (Art. 35). Im Artikel 39 wird geregelt, dass alle Maßnahmen zu treffen sind, um die physische und psychische Genesung des Kindes, sowie deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu bewerkstelligen.

 



HOPE FOR THE FUTURE | Verein zur Förderung von Personen, die von Menschenhandel bzw. Prostitution betroffen sind

EMAIL: office@hopeforthefuture.at | TELEFON: +43 (0)677 614 815 00 | ADRESSE: 1090 Wien, Badgasse 1-7/5/4